Meine Tipps rund ums Sticken

Wie mach` ich das ???

Die Stickmaschine ist neu .... und das wirft so viele Fragen auf. Sehr hilfreich ist das neue Buch "Meine Stickmaschine von A bis Z" von Damaris von der Heyden. Alles ist unabhängig von der Maschinenmarke beschrieben, Anfänger bekommen notwendige Grundkenntnisse und auch Fortgeschrittene erhalten wertvolle Tipps.Hier könnt Ihr das Buch bestellen: Meine Stickmaschine von A bis Z (bod.de)

FSL oder Free Standing Lace = freistehende Spitze sticken

 
  Für freistehende Spitze spanne ich eine Lage Solvy Fabric ein. Das entspricht dem Soluvlies, einem wasserlöslichen Vlies, das der Vlieseline sehr ähnelt, sich aber unter Wasser auflöst.

Ich schreibe extra nicht "rückstandslos", weil das ja der Sinn der Sache ist: es soll Stärke im Spitzenmuster zurück bleiben. Natürlich kann man die Stärke auch vollkommen herauswaschen, wenn es nichtkratzende Wäschespitze werden soll.

Man kann auch Avalon nehmen, aber die normale Avalon-Folie perforiert sehr schnell beim Sticken von Lace. Auch die festere Avalon-Folie, die sehr gummiartig wirkt, ist nicht so mein Fall beim Spitze-Sticken. Ich ziehe das Vlies vor, das man auch sehr fest einspannen kann. Das ist nämlich auch bei Lace-Stickerei unumgänglich, wenn man schöne, zusammenhaltende Stickereien bekommen möchte.

Also, eine Lage wasserlösliches Vlies einspannen. Den Rahmen umdrehen, dass die Rückseite obenauf liegt, darauf lege ich eine Lage kleinerer Reste (wie man hier sehen kann) und noch einmal eine längere Lage, die in der Länge alles überdeckt, aber nicht ganz so breit sein muss. Auf der Vorderseite des Rahmens fixiere ich die lange Bahn oben mit einer Stecknadel. Das mache ich deshalb, damit beim Beginn des Stickens, wo der Rahmen nach oben über den Sticktisch ragt, die Reste nicht wieder runterpurzeln. Sollte die Stickerei ganz oben beginnen, dann ragt natürlich der Rahmen unten über den Sticktisch - da wäre die Stecknadel dann eben unten besser aufgehoben. Und die Reste deswegen unter die eingespannte Lage Solvy Fabric legen, damit der Stickfuß nicht aus Versehen beim Sticken unter eine Lage gerät. Das würde die Maschine um den Bruchteil einer Sekunde stoppen und einen Verzug in der Stickerei mit sich führen.

Durch diese nun 3fache Lage Stickvlies hat z.B. ein Fensterbild oder Windlicht auch nach dem Auswaschen genug Stärke und Standfestigkeit.

     
  Die fertige Stickerei schneide ich aus, lege sie auf ein Kuchengitter und wasche Sie unter dem warmen, laufenden Wasser aus. Anschließend tupfe ich mit einem Küchenkrepp die Stickerei ab und stelle das Gitter auf die Heizung zum Trocknen - im Sommer in die Sonne.

Hier sieht das Gitter sehr breitreihig aus - aber das ist es nicht - nur ist die rote Spitzen-Ecke recht klein, das täuscht ein wenig.

Die Lace-Stickerei rutscht also nicht durch die Rillen.

Anschließend bügele ich die trockene Stickerei kopfüber auf einem Frotteetuch liegend, dass die Stickerei nicht "platt" wird.

     
 
     
Dieses Teil von einem Windlicht ist nun getrocknet und gebügelt, dabei habe ich beim Bügeln die eine Seite etwas angehoben. So erhält diese Seite des Windlichts schon die halbrunde Form, die man aber auch mit einem Glas erreicht, wenn man das Windlicht fertig geschnürt hat.   Ein fertiges Windlicht, bestickt mit einer Clematis-Blüte

So knüpfe ich die beiden Windlichtseiten zusammen.
 
Ich binde von unten nach oben - es sieht halt sehr "fluffig" aus, wenn die Bindebänder nach unten fallen und nicht direkt auf dem Tisch oder Schrank aufliegen. Geknüpft wird wie bei einem Trachtenmieder.

Das Band (schmales Satin- oder Organzaband) halte ich vorher an die Lochseite an, die ist vielleicht 8cm hoch, gebe ungefähr 8-9cm nach oben zum Binden dazu = 16-17cm und verdoppelle dann die Länge = ca. 33-34cm. Noch ein genauso langes Stück Band für die andere Seite und dann wird zusammengebunden.

Applikationen digitalisieren und sticken

Zuerst benötigt man Applikationen bei den "Kleinen" - die Jeans müssen irgendwann mal mit einem netten Bildchen repariert werden oder Kissen, Decken brauchen eine Auffrischung.
   

Auch die momentan sehr angesagten Mug Rugs, oder in Deutsch gesagt Untersetzer für Gläser, Becher, Tassen, sind nichts weiter als hrößere Applikationen.

  Die Applikationen kann man auf den Stoff nähen bzw. sticken, man kann die Appli aber auch unter dem "Trägrstoff" feststicken- das nennt man reversible Applikation. Dazu muss dann der (kaputte) Oberstoff weggeschnitten werden.

Damit aber nicht zu viele Fransen herausgucken, die man abschließend sehr schlecht wegschneiden kann, ohne in die Zickzack-Umrandung zu schneiden, habe ich einen kleinen Trick:

   
Die Applikation besteht normalerweise aus 3-4 Kontur-Schichten.

1. Die Position auf dem Trägerstoff - da soll die Appli hingestickt werden.

2. Das Feststicken der Applikation. Danach können Muster auf den Applistoff gestickt werden.

3. Nun kommt eine E-Kontur. Die sieht aus wie ein E, fortlaufend gestickt und diese Kontur befestigt den Rand sehr sauber, so dass beim nun folgenden Schnitt des Applistoffes die Kontur, falls sie angeschnitten wird, sich nicht auflöst. Diese Linie ist optional, wird auch nicht von allen sogenannten Applikations-Assistenten angeboten, kann aber jederzeit von Hand dazu gelegt werden. Ich habe sie farbig markiert, damit man das Schneiden nicht vergisst - ansonsten wird sie natürlich in der Umrandungsfarbe gestickt.

Also: nun den Stoff knappkantig wegschneiden!!

4. Das ist dann die Zickzack-Umrandung, die alles sauber übersticken sollte, und danach sollten auch möglichst keine Fransen herausstehen.

Der Trick ist: alle Konturen von 1-3 sollten um 2 % verkleinert werden. Die Zickzack-Umrandung bleibt in Originalgröße.

So werden die andere Konturen nach innen zum Stoff gelegt und gestickt und nicht nach außen zu den äußeren Stichpunkten der ZZ-Umrandung. Kleine Fransen, selbst bei sehr fransigen Stoffen, kann man u.U. vorher wegschneiden oder sie werden direkt mit eingestickt.

Bei mir gibt es meistens eine weitere Option: auf die ZZ-Umrandung kommt oft noch ein Zierstich.

Beim Nutzen von Abreißvlies kann man dieses rückstandslos wegreißen. Bitte kein wasserlösliches Vlies nehmen, das "crinkelt" unter Unständen, wenn man die Applikation mit einem Dampfbügeleisen behandelt.

Diese Mug Rugs haben einen Unterstoff. Bei den Mustern ist immer eine "Gebrauchsanweisung" dabei, weil es ein bissel mehr Stoff als bei den "normalen" Applikationen ist. Die Grundlage ist aber dieselbe.

Leder besticken
Mit den Stickmaschinen kann man ziemlich viele Materialien besticken, so ist es auch bei Leder möglich. Das Material sollte allerdings nicht zu dick sein. Sehr gut eignet sich Waschleder, da es schon recht weich ist. Man benutzt eine feine Nadel und reduziert die Stickgeschwindigkeit. Ist eine kleine Fläche zu besticken, spannt man am besten Klebevlies in den Rahmen und klebt das Leder auf. Feine Leder kann man auch gut einspannen - aber Rahmenabdrücke sind da kaum auszuschließen. Das Stickmuster sollte nicht zu dicht sein. Ob es gut stickbar ist, sollte man evtl. auf einem kleinen Reststück ausprobieren. Bei mir ist aus dem "Teststück" eine kleine Tasche entstanden.

Auf Tüll sticken

Dieses Tüllei würde sehr schön an einem Osterstrauß aussehen. Da es aber frei in der Luft hängt, sollten Vorder - und Rückseite gleich sauber aussehen. Wie kann man das machen ?

Eine Möglichkeit ist, ein Teil zu sticken und dabei als Unterfaden das gleiche Garn wie beim Oberfaden zu verwenden.

Man nimmt ein Stück Tüll und spannt es mit einem Stück Solvy obenauf zusammen in den Stickrahmen. Wem diese Variante nicht fest genug ist, hat eine andere Möglichkeit: es werden 2 Hälften gestickt. Eine Hälfte ohne Kontur, die andere mit Umrandung. Hierfür benötigt man Tüll, wasserlösliche Folie Solvy oder Avalon oder Soluvlies.

Filigran - Ei 1 wird im L&E ( PE Design von brother) bearbeitet: wenn die Gruppierung aufgehoben ist, kann man den Rand mit einer anderen Farbe belegen, damit die Maschine vor Beginn der Umrandung stoppt, um die andere Hälfte des Eis auf die Unterseite zu kleben und dann beide Hälften mit dem Umrandungsstich zu fixieren.
  Nun wird eine Lage Tüll mit einer Lage Solvy in den Rahmen gespannt, und zwar Solvy, die wasserlösliche Folie, oben auf den Tüll. Es muß keine Folie mehr unter den Tüll gelegt werden, das würde die Sache nur unnötig fest machen - es wird auch so sehr stabil.
   
Im großen Rahmen habe ich gleichzeitig 3 Eiformen sticken lassen,man kann auch verschiedene zusammen legen. Das lilafarbene Ei ist schon ausgeschnitten. Im etwas kleineren Rahmen habe ich dann die Eiform gestickt, die die Umrandung bekommt. Da die Kontur ja mit einer anderen Farbe belegt ist, hält die Maschine nach der Eiform an, man nimmt den Rahmen aus dem Halter aber nicht das Gestickte, klebt mit einem Kurzzeitkleber - z.B. KK 100 von Gunold GmbH - die ausgeschnittene Eiform auf die Rückseite der im Rahmen befindlichen Stickerei, hängt das Ganze wieder in die Maschine und läßt nun die Umrandung sticken. Bei diesem ombré - Garn muß man keinen anderen Unterfaden benutzen, da sich der sehr gut farblich mit dem ombré - Garn verbindet.

   
Bei dem Hasen muß ein Teil spiegelverkehrt gestickt werden - für Hase 3 gibt es hier den Download. Einmal gespiegelt ohne Kontur und einmal "normale" Richtung mit farblich abgesetzter Kontur, damit die Maschine nach der Körperform anhält und man den Hasen unter den anderen kleben kann.

Wenn man für die Aufhänger sehr kräftige Farben nimmt, sollte der Tüll ein wenig farblich dazu passen - aber das bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

copyright Liane Schommertz 2002-2021